Freies Wort / Ressort Ilmenau Lokal - Erschienen am 27.04.2009
Für manche ist es nur "ein Stück Papier"
Tausch-Börse | Die Taschen-Kalender-Community traf sich am Samstag in Ilmenau und huldigte einer ungewöhnlichen Leidenschaft (Von Gerd Dolge)
Ilmenau - "Die einen sammeln Briefmarken oder Postkarten, andere sammeln Telefonkarten oder Bananenaufkleber,
wir sammeln eben Taschenkalender", so Dirk Kahler aus Burg am Samstagvormittag in der Jugendherberge Ilmenau.
Die Herberge avancierte am vergangenen Wochenende zur gut besuchten Tauschbörse für Sammlerinnen und Sammler
von Taschenkalendern. Zu Hunderten und fein säuberlich in Kisten, Kästen, Schachteln, Mappen und Mäppchen
verpackt lagen die bunten Objekte der Leidenschaft auf den Tischen. Nicht alle 35 000 Stück, die Dirk Kahler
inzwischen zusammengetragen hat; schon gar nicht die über 60 000, für die Constanze Hannes aus Bad Berka in
einer praktischen Ordnersäule im Schlafzimmer Platz gefunden hat.
Dirk Kahler hat schon 1986 mit dem Sammeln von Taschenkalendern begonnen, weil in der DDR "fast jeder Betrieb
einen eigenen Kalender herausgegeben hat; manche sogar richtige Serien." Inzwischen hat er sich auf Kalender mit
Motiven von Coca-Cola, von Zeitungen und Zeitschriften, von Fluggesellschaft und Lotto spezialisiert. Sein
ältester Taschenkalender stammt aus dem Jahr 1875 aus den USA. Diesen Kalender hält er besonders hoch in Ehren,
auch wenn er weiß, dass er "für manche Leute nur ein Stück bedrucktes Papier" ist. Aber das sei eine alte
Briefmarke ja eigentlich auch nur.
Schon lange nicht mehr einfach nur buntes Papier sind die Taschenkalender für Kristina Aslanski-Heubach. Die
41jährige Diplomingenieurin hat 1989 begonnen, die Kalender von bulgarischen Fußball-Mannschaften - "Dort hat
jede Mannschaft ihren eigenen Taschenkalender!" - aufzuheben, als ihr Vater in Bulgarien besonders schöne Exemplare
aus der Druckerei mitbrachte. Richtig angefangen mit dem Sammeln hat sie 1989 als Studentin an der TU Ilmenau.
Hier geblieben der Liebe und des Studiums wegen, bezieht sie die Familie in ihr Hobby mit ein. Töchterchen Franziska
"wuselt auch schon in der Kalenderkiste herum". Spaß bringt Kristina Aslanski-Heubach die Sammlung von
Taschenkalendern auch deshalb, weil sie dadurch "viele neue Bekanntschaften geschlossen hat und immer wieder
Freunde sieht. Genug hat sie noch lange nicht. "Im Schrank ist noch viel Platz", sagt sie und außerdem sei sie
jedes Jahr aufs Neue darauf aus, Taschenkalender weltweit zu sammeln, "am besten von jedem Land einen".
Um das zu erreichen, gäbe es viele Wege, plaudert Kristina Aslanski-Heubach aus dem "Näh- beziehungsweise
Kalender-Kästchen". So sei die Internationale Tourismus Börse in Berlin nicht nur bei Ferienhungrigen und
Fernreisenden äußerst beliebt, sondern auch bei Taschenkalender-Sammlern. "Wo sonst hat man die Chance, an
Kalender aus einem der Länder von Schwarzafrika links und rechts des äquator zu kommen?", fragt sie rhetorisch.
Nur wenn alles nicht hilft, dann müssten eben verstärkt solche Tauschbörsen wie diese in der Jugendherberge
Ilmenau am vergangenen Wochenende aufgesucht werden. "Und wenn es in diesem Jahr nicht klappt, dann vielleicht
im nächsten", so die sammeleifrige Ilmenauerin. "Das ist ja ein Teil vom Spaß an der Sache."
Quelle:
http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/ilmenau/ilmenaulokal/art2447,963866
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